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2016 – Teil 5

2016 – Teil 5

Die Verlegung nach Hameln stellte kein weiteres Problem da und ich konnte binnen zwei Tagen die Koffer packen. Es war ein schönes Gefühl, endlich wieder Richtung Heimat zu reisen, zur Familie. TOLL, ich war heilfroh. Dort angekommen dann der Schock: Es gab nur zwei Stationen und die Menschen waren alle sehr gemischt bezüglich ihres Krankenbildes. Nun gut, ich bezog mein neues Zimmer und war binnen 15 Minuten fix und fertig. Meine Zimmernachbarin redete wie ein Wasserfall auf mich ein und ich fühlte mich in jenem Moment völlig überfordert. Eine Stimme in mir schrie nur: „HILFE, was ist hier los? Wo bin ich nur?“ Ich brach in Tränen aus, aber selbst da hörte diese Frau nicht auf zu reden! Ich bat das Pflegepersonal um ein anderes Zimmer und konnte bald darauf auch umziehen. Nun erkundete ich die Station und war sichtlich geschockt: Die Menschen sahen aus, als würden sie alle irgendwelche Drogen nehmen. Sie wirkten total benebelt. Ich fragte mich innerlich immer wieder: „Nicole, auf was hast du dich hier bloß eingelassen?“ Ich wollte für mich lediglich Ruhe finden nach all den stressigen Jahren. Ich wollte lernen, den Druck in mir zu lösen, der ja schließlich dafür sorgte, dass ich Bluthochdruck bekam. Sollte mir dies hier gelingen? Ich war skeptisch und innerlich ziemlich unruhig, angesichts dessen, was ich dort alles sah.

Die Ärztin kam zum Aufnahmegespräch, mit dabei war die Oberärztin. Ich war noch geschockt von allem dort und dementsprechend aufgewühlt. Die beiden redeten mir gut zu und meinten, ich sollte doch erst einmal ein paar Tage etwas einnehmen, damit ich ruhiger werde und mich gut erholen kann. Ich bin ja nun gar kein Freund von Tabletten, doch sie verkauften es mir sehr gut und ich stimmte zu. Natürlich hatte ich NULL Ahnung, um was für ein Medikament es sich da handeln würde.
Das Medikament „Tavor“ brachte mich körperlich völlig zum Erliegen! Ich kam eines Morgens nicht mehr auf die Beine, was natürlich Angst in mir auslöste. Es war Wochenende und ich hatte geplant, dieses zu Hause zu verbringen. Doch ich konnte nicht mal mehr alleine zur Toilette. So war ich gezwungen, in der Klinik zu bleiben. In diesem Zustand konnte ich unmöglich alleine nach Hause. Ich war unendlich traurig. Wenn ich klingelte und um Hilfe bat, fragte mich der Pfleger, ob ich eine Klingel-App abonniert hätte. Die Klingel wäre ja schließlich nur für den Notfall. JA HALLO, sollte ich ins Bett pinkeln, oder was? Ich musste zur Toilette! Und wenn ich auf dem Boden liegen würde, käme ich außerdem gar nicht mehr an die Klingel. Dieses Wochenende dort war die Hölle. Die Angst, die in mir hochkam, war fürchterlich. Genauso meine Gedanken: „Jetzt bist du wieder an den Rollstuhl gebunden!“ Dies ließ mich so ohnmächtig fühlen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn in mir. Angst, Panik. Sollte jetzt alles Training umsonst gewesen sein? Mein Kopf ratterte ohne Ende. Und alles wegen dieser Scheiß-Pillen! Die beruhigende Wirkung mag vielleicht für körperlich gesunde Menschen okay sein, bei mir jedoch lähmte es meine gesamte Muskulatur.

Zwei Wochen lang hatte ich harte Kämpfe mit meinem Ego und der inneren Stimme, die immer wieder sagte: „Nicole, was tust du dir hier an!“ Ich nutze es für mich, ich wollte wenigstens innerlich ruhiger werden und gestärkt nach Hause gehen. Nie zuvor hatte ich Angst und Panikattacken in meinem Leben gehabt. Dies war eine völlig neue Situation für mich. Ebenso schwer war es, zu sehen, welch Elend es auf dieser Welt gibt. Für meine zarte, sensible Seele war es teilweise wirklich schockierend, was ich dort erlebte! Menschen, die sich freuen, eine Hose für 2 € beim DRK gefunden zu haben. Menschen, die nicht mehr, wo und wie sie weiterleben können. Menschen auf Entzug. Meine Güte, was ging es mir doch gut. Ich bin heute davon überzeugt, dass meine Seele genau das erleben wollte, um das ICH heilen zu können Die Erfahrungen und Erlebnisse waren alles andere als schön, doch so unendlich kostbar und wertvoll.

Ich setzte das Medikament natürlich sofort ab und kam auch bald wieder auf die Beine. Ich blieb ca. 4 – 5 Wochen in der Klinik und nutzte die Zeit gut für mich. Die Wochenenden verbrachte ich meist zu Hause, was mir wirklich guttat. Ich wusste mich und mein Leben wieder zu schätzen. Mittlerweile war es schon September und Anfang Oktober hatte ich eine Einladung von Veit Lindau für ein Online-Interview zum Thema Innerer und Äußerer Reichtum, davon hier bald mehr …