Soweit hatte meine Mutter die OP jetzt überstanden. Sie bekam eine neue Hüftprothese und hatte ihren Arm in Gips. Dies war für sie natürlich äußerst schwierig, um vernünftig laufen zu lernen. Und überhaupt – wie sollte es weitergehen? Ich konnte sie ja nun nicht pflegen und meine Schwester glänzte ja seit längerer Zeit schon mit Abwesenheit. Ich besprach alles mit dem Sozialdienst, der sich darum bemühte, eine Rehabilitation für meine Mutter in die Wege zu leiten. Während dessen versuchte ich, einen Platz in der Kurzzeitpflege zu organisieren, was in der Ferienzeit nicht so einfach war. Nach über 30 Telefonaten war endlich ein Platz in Aussicht.
Meine Mutter erholte sich dort wirklich gut und konnte auch wieder ein paar Schritte gehen. Die Reha sollte nun bald losgehen und ich war wieder etwas entspannter und ruhiger geworden. Das viele Organisieren und Sachen besorgen – was mir sonst nichts ausmacht – war wohl im Nachhinein gesehen zu viel für mich. Später mehr dazu.
Nun war es Samstag und am Montag sollte meine Mutter endlich in die Reha starten, der Gips war inzwischen auch ab, als mein Telefon klingelte und das Heim anrief, um mir mitzuteilen, dass meine Mutter erneut im Krankenhaus läge. Ich dachte echt, ich hör nicht richtig! Nicht schon wieder, so langsam ging es an die Substanz.
Das Ganze ging so weit, dass ich eines morgens keine Kraft mehr hatte, um auf die Beine zu kommen. Da ich wie erstarrt im Bett lag, musste ich mir den Rettungsdienst rufen, ich wusste mir nicht anders zu helfen. So kam ich selbst ins Krankenhaus und landete zudem noch auf derselben Station wie meine Mutter. Ich konnte sie dort auch besuchen, smile. Ja, wenn es nicht so traurig gewesen wäre … Natürlich war ich dort völlig falsch in der Klinik und man konnte mir so nicht wirklich helfen. Ich nutzte die Zeit, um mich etwas zu erholen und ging nach einer Woche wieder heim. Mit dem Ergebnis, dass ich am nächsten Morgen wieder nicht auf die Beine kam und so langsam Panik entstand. Ich hatte die ärztliche Empfehlung für eine neurologische Klinik bekommen und musste mit dem Rettungsdienst diskutieren, dass sie überhaupt kamen, um mir zu helfen. Das war sehr anstrengend und ich kam mir so hilflos und verlassen vor. Man brachte mich in die nächste neurologische Klinik, allerdings als Akut Aufnahme. Doch mir war klar, dass es nichts Neues sein konnte. Die Ärzte sahen das anders und ließen ein MRT machen. Natürlich mit dem Ergebnis, dass alles gut sei, was mir ja klar war. Ich hatte das Gefühl, dass mich niemand richtig verstand und mir vor allem zuhörte. Meine Nerven lagen zusehends blank, schon allein, weil ich das Gefühl hatte, niemand könne mir helfen. Man erklärte mir das ich nicht in der Klinik bleiben könnte, da ich ja akut nix Neues hätte. Ja, zum Himmel, wo sollte ich denn noch hin? Ich brauchte im Grunde nur Ruhe, um Kraft zu tanken, und das mit entsprechendem Training, so dachte ich. Man fand eine Lösung: Die nächste Station, wo ich zwei Wochen landete, war in der Kurzzeitpflege, also im Altenheim! Ich bezog ein recht kahles Zimmer. Das Bad war gefühlte 100 Jahre alt und zum Duschen ging es auf dem Toilettenstuhl über den Flur. Der Duschraum sah aus wie auf einem Schlachthof und so fühlte man sich da auch. Ich dachte nur: „Lieber Gott, soll ich hier enden?“ Ich war echt am Ende. Nun bekam ich einen Einblick, wie es im Altenheim so abgeht! Darüber werde ich sicher noch mal gesondert schreiben.
Die Senioren waren alle sehr lieb zu mir, doch ich kam mir so fehl am Platze vor. Richtig erholen konnte ich mich nicht. Ich telefonierte mit meinen Ärzten, die mir keine alternative Klinik anboten. Mein Verstand konnte es nicht fassen, dass es scheinbar nichts gab, wo ich wieder etwas auf die Beine kommen konnte. Nach zwei Wochen dort und zunehmender Traurigkeit entschied ich mich, nach Hause zu gehen, allerdings wollte ich zu meiner Mutter in die Wohnung, da ich mich alleine noch nicht so stabil sah. Welches Drama das mit sich brachte, folgt demnächst …