Neuer Lebensabschnitt
So nach acht Monaten Krankenhaus und Reha im Wechsel beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet oder wie es sich überhaupt entwickeln kann, denn die Ärzte halten sich bezüglich jeder Prognose sehr bedeckt. Nun habe ich ja meine eigene Wohnung in Aussicht, was allerdings erst mal heißt, dass ich einige neue Möbel brauche. Aufgrund der Tatsache, dass ich meine Möbel nur in einer Garage unterstellen konnte, ließ ich mein Bett und Coach aus Platzmangel in der alten Wohnung zurück, zur Freude der neuen Bewohnerin. Sowieso mistete ich wirklich radikal aus, von Klamotten bis Geschirr, einfach alles. Es fiel mir erstaunlich leicht, denn vieles war total unbedeutend geworden in dieser Situation. Das ist so ein Moment, in dem du spürst, was wirklich wichtig ist im Leben. Es sind keine Besitztümer, Möbel, usw. Einzig und alleine der Mensch an deiner Seite zählt hier. In meinem Fall hatte ich das riesengroße Glück, dass meine Mutter in ihrem hohen Alter noch so fit war. Nicht nur, dass ich bei ihr wohnen konnte, sie pflegte mich, fuhr mit Bus und Rollstuhl jeden erdenklichen Weg mit mir, ohne Wenn und Aber. Da spürst du, was Lieben wirklich ist. Ich kann diese Dankbarkeit gar nicht in Worte fassen! Nichts im Leben ist selbstverständlich, und dies sollten wir uns immer vor Augen halten. Alles, was ein anderer Mensch für uns tut, ist ein Geschenk.
Nun kam auch die Zeit, die Geschenke der Freunde in meinem Leben in Anspruch zu nehmen. Mein Auto stand ja nun lange genug rum und es wurde Zeit, sich davon zu trennen. Lange hegte ich die Hoffnung, bald wieder fahren zu können. Aber nach der letzten OP zerplatzte dieser Traum gnadenlos. Es stimmte mich schon traurig, zumal mein Auto gerade mal ein Jahr meins war und das erste Auto als Neuwagen. Nun ja, da war ich nur froh, dass ein Bekannter so schnell helfen konnte und Ruck Zuck einen Käufer fand. Es hieß also, Abschied vom Auto nehmen.
Des Weiteren standen noch an: Möbel gucken und Coach kaufen. Dies war seit langen mal wieder eine ganz neue Erfahrung. Okay, ich gestehe, es war für mich echt anstrengend da draußen in der Welt denn die Geräusche schossen wie Blitze durch mein Körper, doch es fühlte sich wie „LEBEN“ an. Es mag für dich komisch klingen, doch ich kam mir vor wie auf einem fremden Planeten. Ich verspürte endlich mal wieder Vorfreude, auch wenn sich mulmige Gefühle mit einmischten. Denn da stand ja noch die Frage im Raum: Wie soll das bloß alles weiter gehen? Mein ganzes Selbstvertrauen schien irgendwie verlorengegangen zu sein.
Ja, Möbel waren schließlich gefunden, Leute zum Helfen organisiert und so konnte ich dem Umzug in naher Ferne in die Augen blicken. Es machten sich wirklich komische Gefühle in mir breit, doch irgendwie dachte ich auch: „Es muss weitergehen.“
Beachte an dieser Stelle das „MUSS“, dies wurde mir später noch zum Verhängnis!
Doch in diesem Moment genoss ich erstmal die letzten Tage bei meiner Mutter und ihrer guten Pflege. Bald geht´s weiter …